Familien- oder Hausandacht am Morgen
Hinweis zur Kurzfassung
Zur entsprechenden Zeit wird zur Andacht zusammengerufen. Ein kurzer Abschnitt wird aus der Heiligen Schrift gelesen. Das Familienoberhaupt oder ein anderes Mitglied der Familie beginnt die Morgen- oder Abendandacht mit der Familie oder anderen Anwesenden. Zu Beginn wird das Vaterunser gebetet, zu dem alle, wenn möglich, knien.
Die Lesungen werden unterbrochen, an Sonntagen und anderen kirchlichen Feiertagen oder Gedenk agen. Gesamte Jahreslesung hier zum Download: http://www.rekd.de/tl_files/rekd/downloads/Lektionar.pdf
Eingangsgebet
Vater unser im Himmel. Geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Schriftteil
AT– 4Mo/Numeri 12
https://www.bibleserver.com/EU/4.Mose12
Gebet – Psalm 7
https://www.bibleserver.com/EU/Psalm7
NT – Markus 14,43-52
https://www.bibleserver.com/EU/Markus14%2C43-52
Homilie /Anstöße zu den Lesungen
AT– Numeri 12 – Umgang in Führungsposition mit Machtansprüchen
Auf halben Weg in das Verheißene Land find wir drei Anklagen des Volkes oder der Leiterschaft gegen Mose. Zu Beginn war es das Volk, jetzt kommt der Angriff aus der engen Leiterschaft. Kurz vor diesem Ereignis erhielt Mose 70 erfahrene Älteste im Volk zur Seite gestellt, die mit dem prophetischen Geist erfüllt wurden. Dieses mag ein Anlass für Mirjam und Aaron gewesen zu sein, ihre Stellung zu bewahren oder erneut herauszustellen. Mirjam war die Prophetin (Ex 15,20) und Frauenführerin des Volkes, Aaron der ordinierte Leiter der gesamten Priesterschaft. „Ich auch“ war der Ruf, ein Anschlag, um in die erste Leitungsposition zu kommen. Das Argument, dass sie hier gegen ihn hervorbringen, ist ein untergeschobenes völkisches Argument: Er habe sich eine Ausländerin (Kuschiterin) eine Dunkelhäutige zur Frau genommen. Kusch ist im Norden Arabiens zu suchen (Habakuk 3,7) und bezieht eher auf seine frühere Heirat mit Zippora. Unbewiesen ist eine zweite Heirat mit einer anderen Person. Diese Verbindung, so behaupten sie, würde ihn aber rechtlich von seiner Position als des Herrn Hauptsprecher und Propheten disqualifizieren. Die Attacke geht von der eigenen Schwester aus. Sie stiftet den Bruder und Hohenpriester Aaron mit an, gegen Mose als Hauptleiter zu rebellieren und sich in Führungsposition inmitten der neu eingesetzten 70 prophetischen begaben Ältesten zu bringen. Die Herausforderung gegen Mose als Leiter ist eine Anklage gegen Gott und seine Führung. Gott beruft sie in die Stiftshütte vor den Vorhang seiner Gegenwart und macht ihnen einmal den Unterschied seiner besonderen Beziehung und seines unterschiedlichen Redens zwischen Mose und anderen Propheten deutlich. Weiter straft er die Prophetin Mirjam, die diese Rebellion innerhalb der Leiterschaft inszeniert hatte, mit 14 Tage Quarantäne. Die bestand einmal aus sieben Tagen – wegen ihrer plötzlichen Hautkrankheit – außerhalb der Volksgemeinschaft zu leben, und weiteren sieben Tage des Abgesondertsein von ihrer Familienwohnung.

Nicht nur in politischen Kreisen, sondern auch in christlichen und Kirchenleitungen findet man dieses Phänomen immer wieder, dass sich Menschen durch vorgeschobene Anklagen oder Themen rechtzeitig um Positionen und vorderste Plätze bringen wollen. In der Kirche Christi ist es nicht so. Demut (V 3) zeigt sich darin, dass sich die Person mit allen Wünschen und Ambitionen zurücknimmt, auch darunter leidet, und vor allem dem Auftrag und dem Willen Gottes gehorcht. In diesem Zustand ist der Leiter auch recht verletzlich durch Menschen. Aber wenn er in dieser Situation seine Persönlichkeit so sehr zurücknimmt, dass nicht er sich verteidigt, nicht er sich mit seinen Gegnern auseinandersetzt und argumentiert, sondern sich still verhält, dann kann Gott mit der Person handeln. Mose betet in dieser Zurückhaltung inständig zu Gott. Daraufhin erscheint Gott der Mirjam und dem Aaron direkt. Sie müssen sich vor ihm verantworten und erleben eine erfahrbare Züchtigung für ihre inszenierte Rebellion. Dann greift Gott direkt im Leben ein. Dieses geistliche Prinzip gilt auf allen familiären, kirchlichen und gesellschaftlichen Ebenen immer dann, wenn rechtliche Autorität und Führungspositionen infrage gestellt werden. Demut ist nicht nur eine Zurücknahme seiner Selbst, sondern zuerst eine positive Hingabe an die Berufung und persönlichen Dienst für Gott. Dies erkennen wir an der Demut Mose in seiner Leitung des Volkes Israels und besonders im Vorbild unseres Herrn Jesus Christus. (Phil. 2,3-8).
In der alten Kirche gab es die Frage: Woran erkennt man einen Bischof? Antwort: Daran, dass man ihn nicht hört! (Jedoch alles in der Stille mit Gott bespricht, dann aber zur rechten Zeit entscheiden kann). Wollen wir uns als Berufene der Verantwortung in unserer jeweiligen Leitungsposition bewusstwerden und nach diesen Prinzipien zur Ehre Gottes in Demut handeln, beten und warten, damit ER in seiner Zeit antwortet und auf seine Weise diese Angelegenheit löst.
NT – Markus 14,43-52 Verrat am Leiter, aber die Fliehenden kommen zurück
Nacht, Dunkelheit, Alleinsein. Der Leiter ist schlussendlich immer der Einsame, auch wenn sein Alleinsein nur vor Gott besteht. Dies wird darin deutlich, dass seine Mitarbeiter schlafen und ihren Meister allein lassen, ihn nicht verstehen und ihn sogar bald verlassen werden. Mittendrin verrät einer aus dem innersten Zirkel ihn mit einem verlogenen Kuss, der eigentlich die Abhängigkeit des Schülers vom Rabbi andeutete. Damit bestimmt er nun über den Meister und kennzeichnet ihn als Opfer des Todes. Petrus dagegen handelt impulsiv und fleischlich, als er mit dem Schwert die Folge der Festnahme verhindern will. Der Hinweis aber, dass es sich bei dem turbulenten Nachtgeschehen um die Erfüllung des Planes Gottes handelt, wird mit dem Hinweis auf die Erfüllung der Schrift bestätigt (Jes 53,3ff). Hier treffen geheimnisvoll menschliche und göttliche Entscheidungen aufeinander.
Die letzten beiden Verse deuten auf den Schreiber des Evangeliums hin, nämlich, dass der junge Mann, der die Flucht ergreift, Johannes Markus sein soll. Er ist derjenige, der dann später Petrus auf den Missionsreisen nach Rom begleitet und seine Botschaft übersetzt.
Abschlussgebet
Gebet um Gnade
Herr, unser Gott, allmächtiger und ewiger Vater. Du hast uns sicher den Anfang dieses Tages erleben lassen. Beschütze uns heute mit Deiner mächtigen Kraft und gib, dass wir in keine Sünde fallen, noch in irgendeine Gefahr geraten, sondern dass all unser Verhalten unter Deiner Leitung steht und Dir wohl gefällt. Durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
An dieser Stelle kann jedes andere Gebet gesprochen werden. Hier können persönliche Gebete folgen, danach folgt der Segen.
Segen – 2. Kor 13,13
Alle sprechen
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.