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Das Fest der Geburt unsres Herrn
Das erste Kollektengebet (in BCP 1549) [1]
Barmherziger Gott! Du hast uns durch das alljährliche Gedenken an die Geburt Deines eingeborenen Sohnes Jesus Christus erfreut. Verleihe, dass wir, die wir Ihn als unseren Erlöser schon empfangen haben, Ihm auch mit gewisser Zuversicht entgegensehen, wenn er als unser Richter erscheinen wird. Dem, der mit Dir und dem Heiligen Geist lebt und regiert, ein Gott, jetzt und allezeit und in Ewigkeit. Amen.
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Das zweite Kollektengebet (in BCP 1549)
(jetzt erstes Gebet für den 25. Dezember –
Das Fest der Geburt unseres Herrn
Allmächtiger Gott! Du hast uns Deinen eingeborenen Sohn gegeben, damit er zu dieser Zeit unsere Natur annahm und von einer reinen Jungfrau geboren wurde. Verleihe, dass wir, die wir von neuem geboren und zu Deinen Kindern adoptiert wurden, täglich durch Deinen Heiligen Geist auch erneuert werden. Durch denselben, unseren Herrn Jesus Christus, der mit Dir und dem Heiligen Geist lebt und regiert, jetzt und allezeit und in Ewigkeit. Amen.
(Dieses Gebet wird täglich in der Festwoche gesprochen.)
Zur Geschichte
Das Christfest (Weihnachten) wird heute auch oft als Christmesse (engl. Christmas / christmasse; Christ’s Mass) bezeichnet. Die Feierlichkeiten beginnen am Heilig Abend / Christnacht – 24.Dez) mit dem Sonnenuntergang und finden ihren Höhepunkt am Morgen des 25. Dezember, dem Hauptfesttag. Die Bezeichnung Christfest / Christmesse[2] wurde erstmalig im zwölften Jahrhundert benutzt. Dieses Fest wurde in Rom bereits im vierten Jahrhundert eingeführt, um das alte heidnische Fest (24./25. Dezember der Geburt des Sonnengottes (Wintersonnenwende) zu ersetzen. [3]
Die beiden Kollektengebete sind im BCP 1549 für Weihnachten vorgesehen.
Die erste Kollekte ist eine Übersetzung aus dem Gregorianischen Sakramentar (sechstes Jahrhundert), eine der frühesten Formen römischer Liturgie. Sie wurden zum Gebrauch in der Kathedrale von Salisbury, England (hist. Sarum), eingeführt und zwar als die Kollekte zur Vigil[4] der Christmesse. Von diesem Sarum-Ritus herkommend hat Erzbischof Cramner das Kollektengebet angepasst.
Das zweite Kollektengebet ist eine ursprüngliche Komposition von Cranmer und ist sehr biblisch wie auch alle anderen reformatorischen Kollekten. Es erinnert uns an unsere Stellung als Kinder Gottes durch Adoption (Annahme zu Deinen Kindern) und Gnade. Dagegen ist Christus allein Gottes „eingeborener Sohn“. Diese Betonung ist von allen Gebetbuch Kollekten eine zutiefst theologische Wahrheit. Hier wird in einem unübertrefflichen Gebet einmal die Lehre der Heiligen Dreieinigkeit betont, und dann auch die der Fleischwerdung Christi für unsere Zeit und unsere Seelen.
ERKLÄRUNG
Die Gute Nachricht des Evangeliums bestätigt, dass Gott doppelt „für uns“ und „mit uns“ ist. Gottes Sein für uns bedeutet, dass er zuerst etwas für uns tut, was wir nicht selbst für uns erledigen können (Erlösung). Dieses Für-uns-sein“ bezieht sich auf die Versöhnung Christi, da Christus für uns am Kreuz an unserer Statt starb und uns dadurch von Schuld und Gericht befreite.
Dies „Gott-mit-uns-sein“ bedeutet, dass er „unsere Natur auf sich selbst“ genommen hat, um als Freund und Hirte uns während unserer Lebenspilgerreise zu begleiten. Dieses „Mit-uns-Sein“ bezieht sich auf die Inkarnation, durch die Gott selbst in die Welt hinein geboren wird und in der er die Umstände und Beschaffenheit der Menschheit trägt, ausgenommen der Sünde. „Und er fühlt mit uns in unserer Traurigkeit und hat Teil an unserer Freude.“ (Cecil Frances Alexander 1848).
Die beiden Kollekten sind für Weihnachten so zusammengestellt, um vorrangig im Zeitablauf zuerst das „Für-sein“ des Christus zu betonen. Das Gebet für die erste Kommunion der „Christmesse“ (Weihnachtsfest) betont hier die Versöhnung. Doch das „Mit-uns-sein“ des Christus wird im zweiten Gebet für die zweite Kommunion des Tages gefeiert, das dann aber die Inkarnation Christ (der unsere Natur annahm) betont.
Ist dies nicht auch so in unserem Leben? Vielleicht wird uns bei einem plötzlich auftretenden Problem in unserem Leben auch durch jemanden geholfen. Dann aber, wenn die gegenwärtige Krise unseres Lebens vorüber ist, beginnen wir zu fragen: „Wer war es, der uns da geholfen hat?“
Erinnern wir uns an den einsamen Ranger (The Lone Ranger / Western Film). Er ritt in die Stadt mit Tonto und brachte dort alles in Ordnung, räumte so richtig auf. Dann am Ende jeglicher Episode fragt jedes Mal jemand: „Wer war denn dieser maskierte Mann?“ [5]
Gleicherweise war es mit Christus. Er kommt zu unserer Hilfe. Liebend öffnet er das Gefängnis, Gnade umfängt unsere Schwachheiten, und wir sind erlöst, in einem äußerst erfolgreichen Sinn. Kurz nach dem Eindringen der Gnade in unser Leben, wünschen wir mehr über diese zu wissen. Und danach können wir nicht genug Fragen über diese Gnade stellen.
Genauso hat auch die christliche Lehre über Gott begonnen. Genauso wurde auch die Lehre über den Heiligen Geist geformt: „Wer war es, der in einer konkrete Lebenssituation mir zur Hilfe eilte?“ Und die Antwort ist: Jemand, der mir so viel geholfen hat, muss doch eine hervorragende und bemerkenswerte Person sein. Ja, göttlich, in der Tat. Und sicherlich wert, dass ich meine Knie vor Ihm beuge.
Thomas Cranmers Anordnung der Kollekten für den Weihnachtstag ist wichtig und auch bewegend. Die Erlösung kommt vor irgendwelchen Spekulationen (Überlegungen), und der göttliche Akt der Freisetzung kommt vor unseren Reflektionen über Gott.
Auch in der historischen Theologie eilt sowohl die konkrete persönliche Versöhnung als auch abstrakte universale Versöhnung der Fleischwerdung Christi voraus.
FAZIT:
- Mir wurde geholfen, darum glaube ich an Gott.
- Gott ist für mich, deshalb ist er auch mit mir.
Fußnoten:
[1]Aus: Frederick Barbee & Paul F. M.Zahl, The Collects of Thomas Cramner. Erdmans Publishing House, 1999. Übersetzt und ergänzt durch Bischof Meyer, D.D.
Zentrum des Weihnachtsfestes ist nicht eine Krippenfeier, sondern die Hl. Messe, das Gedächtnismahl, das Jesus mit seinen Freunden im Abendmahlssaal hielt. Dieses Mahl bekommt allerdings an Weihnachten einen besonderen Akzent. Nicht allein Leiden, Tod und Auferstehung Jesu stehen im Zentrum, sondern auch die Menschwerdung, die Erscheinung des Wortes Gottes in der menschlichen Gestalt des Kindes Jesus. (Bistum Aachen: iba/Na 232)
[2] Christmette: Unter Christmette versteht man ursprünglich das in der Heiligen Nacht gesungene Morgengebet (Matutin, Laudes) der Kirche zum Weihnachtsfest. Volkstümlich ist dann unter Christmette die weihnachtliche Mitternachtsmesse zu verstehen, die aber in einigen Gegenden auch schon am späteren Heiligen Abend oder in der Frühe des ersten Weihnachtstages gefeiert wird.
[3] Im alten Rom wurde die Sonnenwende am 25. Dezember als Fest der »Geburt des unbesiegbaren Sonnengottes« des „Sol invictus“ gefeiert: Römische Kaiser wie Aurelian (274) – der zwei Jahre zuvor eine Schlacht in Syrien gewonnen hatte und der Sonne im dortigen Heiligtum dankte – ließen sich als Sonnengott feiern.
[4] Vigil (von lateinisch vigilare: wachen ist ursprünglich die mit Gebet und Lesungen zugebrachte Nacht vor Sonn- und Feiertagen. Sie schloss am Morgen mit der Feier der Heiligsten Eucharistie. Später ist die Vigil die Vorfeier vor bestimmten Festen und wird schließlich schon auf den Morgen des Vortages vorverlegt. (http://www.kathpedia.com)
[5] The Lone Ranger? A favorite TV hero in the 1950s was „The Lone Ranger.“ He was different from other TV cowboy heroes in many ways, not the least of which was his mask which concealed his true identity. -. The two of them rode as blood brothers all over the Wild West, rescuing people they didn’t know from evil outlaws. Of course, in every episode, after the bad guys were tied up, the Lone Ranger and Tonto would slip off and the rescued people would say to the sheriff: „Where did that guy go who rescued me? Who was that masked man?“ And the sheriff would say, „Don’t you know? That was the Lone Ranger.“ The sheriff wouldn’t say: there go two blood brothers with a bond deeper than the colour of their skin, built instead on the content of their character? The sheriff wouldn’t say that. The sheriff would say, „Don’t you know? That was the Lone Ranger.