Familien- oder Hausandacht am Morgen
Hinweis zur Kurzfassung
Zur entsprechenden Zeit wird zur Andacht zusammengerufen. Ein kurzer Abschnitt wird aus der Heiligen Schrift gelesen. Das Familienoberhaupt oder ein anderes Mitglied der Familie beginnt die Morgen- oder Abendandacht mit der Familie oder anderen Anwesenden. Zu Beginn wird das Vaterunser gebetet, zu dem alle, wenn möglich, knien.
Die Lesungen werden unterbrochen, an Sonntagen und anderen kirchlichen Feiertagen oder Gedenktagen. Gesamte Jahreslesung hier zum Download: http://www.rekd.de/tl_files/rekd/downloads/Lektionar.pdf
Eingangsgebet
Vater unser im Himmel. Geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Schriftteil
AT– 3. Mose /Levitikus 25,1-22
https://www.bibleserver.com/LUT/3.Mose25%2C1-22
Gebet – Psalm 137+138
https://www.bibleserver.com/LUT/Psalm137
NT – Markus 10,28-34
https://www.bibleserver.com/EU/Markus10%2C28-34
Homilie /Anstöße zu den Lesungen
AT – Levitikus 25 – Das Gnadenjahr: Freiheit und Wiederherstellung
Eigentlich ist dieses Kapitel eine Fortsetzung über heilige Zeiten (K 23), aber nicht so sehr über die jährlichen religiösen Festzeiten, sondern der Weihe eines ganzen Jahres. Es ist die Zeit der Arbeit und die Zeit der Ruhe für den Menschen und das Land Gottes gemeint. Hier geht es bei dem Jahressabbat um den Zyklus 6:1 -Arbeit und Ruhe. Auf die Ruhe im siebten Jahr und fünfzigsten Jahr liegt die Betonung. Mit dem Blick auf sieben mal sieben Sabbatjahre, richten wir uns auf die Wiederherstellung des von Gott geplanten Urzustandes aus, auf Freiheit und Wiederherstellung, auf Freiheit und Rückkehr. Diese heiligen Zeiten dienen zur Rückbesinnung auf die ursprüngliche Berufung, die Verheißung und die Einnahme des Landes, das ja allein Gott gehört. In diesem Kapitel werden fünf Themen behandelt. Zunächst befassen wir uns mit dem Sabbatjahr V 1-7 und dann mit dem Hall- oder Erlassjahr V 8-22.
V 1-7 Das Sabbatjahr wird von Ex. 23,10-11 (Brachernte) her begründet, dann wird Lev. 19,9-10 und 23,22 mit aufgegriffen und hier umfassender behandelt. Einmal geht es um Erholung des Landes und natürliche Düngung für weitere zukünftige Bewirtschaftung ohne moderne Düngemittel. Mit dieser Frage muss sich auch die moderne fast nur auf Wirtschaftlichkeit ausgerichtete Landwirtschaft befassen.
Dann aber werden humanitäre Motive herausgestellt. Besonders während des Sabbatjahres, geht es um die Bundesrechte der Nachlese im Weinberg und auf den Äckern (Ährenlesen) für die arme Bevölkerung. Es wird immer Arme unter dem Volk Gottes und auch heute geben, aber Gott sorgt sich und lässt diese soziale Angelegenheit auch rechtlich regeln. Dieses Thema wird später in 5 Mo/Dt 15,1-2 noch weiterentwickelt, dass an diesem großen Sabbatjahr (Halljahr) alle Schulden erlassen und alle versklavten Schuldner freigelassen werden sollen. Auf dieses Prinzip gründet sich auch unsere heutige Insolvenzordnung, sich innerhalb von sechs Jahren vom Schuldenberg befreien zu können. Gott kümmert sich deutlich um soziale Angelegenheiten im Volk Gottes. Deshalb haben auch die Kirchen heute sich um diese Themen zusammen mit dem Staat zu kümmern.
V 8-22 Das Jubeljahr oder das Gnadenjahr Gottes
Der Wechsel der Zählung zwischen V 10 (7×7) und V 11 (50) ist mit einer damaligen anderen Zählweise zu begründen, da das erste und letzte Jahr mitgezählt wurde (oder auch wegen Mond- und Sonnenjahr hier angepasst wurde – 74 Tage). Das Jubeljahr wurde mit dem Blasen der Widderhörner (Jobel) am Versöhnungstag (7. Monat) eröffnet. An diesem Jahr sollte das verkaufte oder gepfändete Land, der Grund und Boden, wieder an die ursprünglichen Eigentümer und den Sippenverband zurückgegeben werden sowie die durch eigene Verschuldung in „zeitliche Sklaverei“ geratenen Menschen wieder freigelassen werden. Das Gesetz hatte zur Auswirkung, dass nicht nur das Land an den ursprünglichen Besitzer zurückgegeben wurde, sondern dass die Person in den ursprünglichen Sippenverband und in seine Familie nun in Freiheit zurückkehrte.
Dieses Jubel- oder Gnadenjahr weist auf das zukünftige Reich Gottes mit seiner Freiheit und Rückkehr zum ursprünglichen Willen Gottes und seinem geplanten Zustand hin. Da Israel später gegen diese Vorschrift der Sabbat- und Halljahre verstieß, wurde die Drohung (s.d. K 26,32-39) immer wieder durch die Propheten ausgesprochen, schließlich wahrgemacht, dass sein Volk für 70 Jahre diese Sabbatjahre in Gefangenschaft nachholen musste. Doch auch das Gnadejahr wurde vom Propheten Jesaja (61,2) bereits deutlich angekündigt. Jesus nahm diese Prophezeiung in Nazareth in der Synagoge (Lu 4, 19.21) mit auf und sprach von sich als demjenigen, der nicht nur das Gnadenjahr verkündigt, sondern auch erfüllt.

Zur Inschrift der amerikanischen Freiheitsglocke
Proclaim LIBERTY Throughout All the Land Unto All the Inhabitants Thereof.” –„ Eine Freilassung ausrufen im Land für all seine Bewohner“ schreibt der Boston Globe zu Liberty Bell: Diese Worte waren nicht von einem der US Gründerväter verfasst worden. Sie kamen aus der hebräischen Bibel – speziell aus 3. Mose 25:10, wo den alten Israeliten befohlen wurde, in regelmäßigen Abständen Sklaven zu befreien und Schulden zu erlassen.
NT – Markus 10,28-34 Radikale Nachfolge und Lohn
Der „Reiche Jüngling“ im Abschnitt zuvor, hatte um die Voraussetzung zum Eintritt ins ewige Leben gefragt. Obwohl dieser die Gebote einhielt, empfiehlt ihm Jesus Verzicht auf seinen ganzen irdischen Besitz und radikale Nachfolge. Da ist Petrus erschreckt und ihn betroffen. Denn er hatte diese radiale Nachfolge für sich praktiziert. Lohnt es sich für ihn, die alten belastenden verwandtschaftlichen und wirtschaftlichen Bindungen für das Himmelreich mit Jesus aufzugeben? Lohnt es sich für ihn, in die neue Jesusfamilie einzutreten, die nach dem Willen Gottes sucht und ihn auch praktiziert? Denn die neue Jesusfamilie beseht nicht aus Blutsverwandtschaft, sondern aus der Zusammengehörigkeit, den Willen Gottes gemeinsam tun zu wollen. Diese Gemeinschaft schenkt sinnerfülltes und reiches neues Leben, wie dies die Apostelgeschichte in der neuen Jesusfamilie aufzeigt, sie bewahrt aber nicht vor Verfolgungen. Diese Verfolgung verdeutlicht Jesus nun selbst durch seine dritte und klare Leidensankündigung, die ihn betreffen wird, aber mit einem guten Ende seiner Auferstehung. Will er damit andeuten, dass Petrus und den Jüngern auch solch ein Schicksal in der Nachfolge treffen könnte?
Abschlussgebet
Gebet um Gnade
Herr, unser Gott, allmächtiger und ewiger Vater. Du hast uns sicher den Anfang dieses Tages erleben lassen. Beschütze uns heute mit Deiner mächtigen Kraft und gib, dass wir in keine Sünde fallen, noch in irgendeine Gefahr geraten, sondern dass all unser Verhalten unter Deiner Leitung steht und Dir wohl gefällt. Durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
An dieser Stelle kann jedes andere Gebet gesprochen werden. Hier können persönliche Gebete folgen, danach folgt der Segen.
Segen – 2. Kor 13,13
Alle sprechen
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.